ACHTUNG: RESISTENZEN!
Immer mehr Würmer werden unempfindlich gegenüber Wurmmittel-Wirkstoffen.
Folge: Die Mittel wirken bei diesen resistenten Würmern nicht mehr und Nutztiere können trotz Behandlung erkranken oder sterben.
Wurmmittel-Resistenzen (Anthelmintika-Resistenzen) treten derzeit hauptsächlich bei Magen-Darm-Rundwürmern sowie sporadisch auch bei Leberegeln auf.
Was muss ich wissen ?
Wurmmittel-Resistenzen entstehen durch Veränderungen im Erbmaterial der Parasiten.
In jeder Parasitenpopulation können Resistenzgene auftreten. Zunächst betreffen sie nur wenige Individuen. Resistente Parasiten überleben Behandlungen mit Entwurmungsmitteln, die normalerweise für sie tödlich wären. Regelmäßig und im gesamten Bestand eingesetzte Anthelminthika selektieren jene Wurm-Individuen, welche das Resistenzgen aufweisen. Auch weitere Faktoren, wie z.B. die Unterdosierung der Wirkstoffe fördern Resistenzen. Nach einigen Jahren des häufigen oder unsachgemäßen Einsatzes eines Präparates, kann es zu sichtbaren Resistenzerscheinungen kommen: Die Leistung der Tiere nimmt ab, klinische Symptome gehen nach der Behandlung nicht mehr zurück und erste Tiere verenden, wenn nicht auf einen effektiven Wirkstoff gewechselt wird.
Bei jeder Entwurmung besteht das Risiko, dass Würmer mit entsprechenden Resistenzgenen gegenüber dem eingesetzten Wirkstoff die Behandlung überleben und ihre Resistenz weitervererben können.
Wichtig:
Die resistenten Würmer befinden sich nicht nur in den behandelten Tieren, sondern auch auf allen Flächen, auf die diese Tiere Kot ausgeschieden haben und damit in jedem Tier, das von diesen Flächen gefressen hat. Resistenzen sind also, wenn sie einmal im Betrieb sind, sehr schwer oder gar nicht wieder wegzubekommen.
• durch Zukauf von Tieren, die resistente Parasiten mitbringen
• durch gemeinsames Beweiden derselben Weiden durch Herden aus verschiedenen Betrieben
• durch (häufige) Behandlungen aller Tiere einer Gruppe, v.a. mit Mitteln derselben chemischen Wirkstoffklasse
• wenn der Behandlungserfolg nicht überprüft wird: resistente Würmer können sich unbemerkt im Bestand ausbreiten und durch Verkäufe weitergegeben werden
• durch Unterdosierung des Wurmmittels z.B. durch fehlerhaftes Ausrechnen der Dosierung, Unterschätzung der Tiergewichte oder kaputte Drenchpistolen sowie falsche Applikation
Der Eizahlreduktionstest ist die beste Möglichkeit, um zu überprüfen, ob ein Wirkstoff ausreichend wirkt.
• am Tag der Entwurmung von 5-10 Tieren Einzelkotproben entnehmen
• Tiere markieren und Proben mit Ohrmarkennummer beschriften
• Proben ins Labor schicken für die Eizahlbestimmung
• 7 bis 10 Tage nach der Entwurmung von den gleichen Tieren Kontrollproben nehmen
• Proben ins Labor schicken für die Eizahlbestimmung
• Ergebnis auswerten: anhand der Reduktion der Eizahlen kann die Wirksamkeit des Wurmmittels errechnet werden
• → wenn die Eizahlreduktion weniger als 95% beträgt, spricht man von einer Resistenz
Sammelkotproben, bei denen vor und nach Behandlung dieselben Tiere beprobt werden, sind bei Verwendung sehr sensitiver Testverfahren eingeschränkt für Aussagen zur Resistenzsituation nutzbar (Keynon, 2016)
Refugium - Was ist das und warum ist es wichtig?
Der Anteil Parasiten, der nicht mit einem Wurmmittel in Kontakt kommt, wird als Refugium bezeichnet.
Ziel ist es, dieses Refugium nicht-resistenter Würmer möglichst groß zu halten. In der Weidesaison befindet sich ein Großteil der Parasiten auf den Flächen. Entwurmte Tiere, die möglicherweise nur noch resistente Würmer beherbergen, können sich auf diesen Flächen mit nicht-resistenten Wurmlarven aus dem Refugium infizieren. So wird das Risiko einer Fortpflanzung zweier resistenter Würmer möglichst klein gehalten. Dadurch verlangsamt sich die Resistenzentwicklung.
Im Winter ist das Refugium auf der Weide sehr klein. Wird zu Beginn/ während/ am Ende der Stallperiode nicht pauschal, sondern selektiv behandelt, wird das Refugium in den unbehandelten Tieren erhalten.
Was kann ich gegen Resistenzen tun?
- Wissen, mit welchen Würmern man zu tun hat, um gezielt behandeln zu können (siehe Diagnostik)
- Wurmdruckmonitoring regelmäßig über Sammelproben (siehe Monitoring)
So selten wie möglich aber so oft wie nötig! Refugien erhalten!
• Wählen sie ganz gezielt aus, wann welche Tiere behandelt werden müssen. Dafür Diagnostik und Tierbeobachtung (Targeted Selective Treatment)
Wenn behandeln, dann:
• Gezielte Wahl der Tiere und der Wurmmittel-Wirkstoffklasse: passendes Produkt, Wechsel
• Dosierung einhalten (Tiere nach Gewichtsklassen gruppieren und in jeder Gruppe jeweils die Dosis für das schwerste Tier anwenden) - Dosiergerät überprüfen
• Sicherstellen, dass die Dosis wirklich ins Tier kommt. Mittel mit Langzeitwirkung und ganz besonders Boli sind zu vermeiden.
• stichprobenartige Prüfung des Behandlungserfolges und bei Anzeichen einer reduzierten Wirksamkeit Eizahlreduktionstest durchführen
• gezieltes Weidemanagement, um Behandlungen einzusparen
• Keine Behandlung der kompletten Gruppe bei gleichzeitigem Weidewechsel
• Einige Tiere bei der Einstallbehandlung oder bei Behandlungen während der Stallhaltungsphase im Winter unbehandelt lassen
… um Einschleppung von resistenten Würmern zu vermeiden!
... um genetische Vorteile einzelner Rassen oder Linien zu nutzen. Mehr dazu
Neben einem gezielten Weidemanagement und allgemeinen Vorbeugemaßnahmen können alternative Ansätze die Behandlungsnotwendigkeit weiter reduzieren. Mehr dazu