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Magen-Darm-Strongyliden

Parasitäre Gastroenteritis (PGE) mit Symptomen wie Durchfall, Appetitlosigkeit, Kümmern ist die Folge des Befalls des Magen-Darm Traktes mit verschiedenen Wurmarten. Im Unterschied dazu verursacht die Hämonchose Blutarmut und große Schwäche. Die auslösenden Wurmarten werden zusammengefasst als Magen-Darm-Strongyliden (MDS) bezeichnet.
Die teils subklinischen, teils akuten bis chronischen Erkrankungen führen vor allem bei Jungtieren, häufig aber auch bei Altziegen, neben den Beschwerden zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten. Beteiligt sind bei der Ziege verschiedene Arten wie: Haemonchus contortus, Teladorsagia circumcincta, Trichostrongylus spp. und Nematodirus spp.

Schafe und Ziegen beherbergen die gleichen MDS-Arten. Magen-Darm Strongyliden sind in gemäßigten Klimazonen weit verbreitet und in Regionen mit mindestens 500 mm/m² Regen pro Jahr die häufigste Weideerkrankung überhaupt. Aufzuchtverluste, spätere Leistungsminderungen und Behandlungskosten verursachen empfindliche wirtschaftliche Einbußen.

Hämonchus contortus ist der Erreger der Hämonchose bei Weidekitzen, welche meist ab Juli auftritt und eine chronische Blutarmut hervorruft. Teladorsagia circumcincta ist in vielen Gegenden der wirtschaftlich wichtigste Erreger der PGE bei der Ziege. Entwicklungsstörungen stehen hier im Vordergrund.  Dazu kommen Mischinfektionen mit Nematodirus -, Trichostrongylus - und Cooperia - Arten, die im Dünndarm ebenfalls eine Enteritis mit vermehrtem Proteinverlust und Durchfall verursachen.

Lebenszyklus

Die Entwicklung vom Magen-Darm-Strongyliden (MDS) Ei über die Larven-Stadien L1 und L2 bis zur infektiösen Larve L3 erfolgt im Kot auf der Weide und dauert in Abhängigkeit von Temperatur und Feuchtigkeit unterschiedlich lange. Im Sommer, bei optimaler Temperatur (20-25°C) und Feuchtigkeit, ca. zwei Wochen, ansonsten 3-5 Wochen.  Im Winter ruht die Entwicklung zur L3 weitgehend.

Die bescheideten, recht resistenten Larven (L3) wandern aktiv aus dem Kothaufen aus, klettern bei genügend Feuchtigkeit an den Grashalmen hoch und werden dann von den Ziegen mit gefressen.Die Larven überleben auf der Weide einige Wochen bis viele Monate. Sie fallen im Winter in ein Ruhe-Stadium auf der Weide und überleben so bis zum Frühjahr, bis sie erneut von Weidetieren aufgenommen werden können, um ihre Entwicklung im Wirt fortzusetzen. H. contortus überwintert bevorzugt im Wirtstier (Hypobiose).

Die Entwicklung der infektionsfähigen dritten Larve im Wirtstier über die vierte und fünfte Larve bis zum geschlechtsreifen Wurm, der Eier legt, dauert 2 - 3 Wochen und wird Präpatenz genannt. Die Überlebensdauer der adulten Würmer im Wirtstier hängt von dessen individuellen Widerstandskraft (Resilienz) und Immunität ab. Auch die Menge der ausgeschiedenen Eier ist von der MDS-Art, der Jahreszeit und auch von der Abwehrkraft des Wirtstieres abhängig.Im Herbst können Larven (L4), besonders die von H. contortus, in ein hypobiotisches Stadium im Wirtstier verfallen. Sie überwintern in inaktiver Form innerhalb von Wurmknötchen in der Labmagenschleimhaut, um dann Ende des Winters ihre Entwicklung zum geschlechtsreifen Wurm fortzusetzen.

Immunität und Resistenz

Ziegen bilden eine eingeschränkte Immunität gegen Magen-Darm-Strongyliden (MDS) aus. Im Alter von 5-9 Monaten kann die Eiausscheidung sinken und adulte Würmer können abgetrieben werden. Die Fähigkeit zur Immunitätsentwicklung hängt u.a. vom Lebensalter und dem Ernährungszustand ab. Wichtig: Auch ältere Ziegen bleiben meist sehr empfindlich für MDS-Infektionen. Die Immunitätsbildung erfordert ständigen Wirt-Wurm Kontakt. Deswegen behindert eine permanente Anwendung von Anthelminthika die Entwicklung einer Immunität im Wirtstier.  

Bestimmte Genotypen und Rassen haben eine bessere Widerstandskraft (Resistenz) als andere gezeigt. Aber auch innerhalb einer Herde gibt es sehr große, individuelle Unterschiede bei der Ausscheidung von Wurmeiern. Könnte man die auffälligen Tiere herausfinden und gezielt entwurmen, würde die Weide wesentlich weniger mit MDS-Eiern kontaminiert. Die Fähigkeit zu einer starken Immunantwort auf MDS-Infektionen wird beim Schaf mit einer mittleren Heritabilität vererbt. Insofern ist es möglich, eine Herde auf Wurmresistenz zu selektieren, indem Tiere mit häufigem schwerem Parasitenbefall von der Zucht ausgeschlossen werden.  

Auch wenn Ziegen im ersten Lebensjahr ausreichend Kontakt zu MDS hatten, schützt sie die erworbene Immunität in folgenden Jahren nicht ausreichend. Erwachsene Ziegen scheiden genauso wie die Jungtiere große Mengen an Eiern aus, und kontaminieren somit die Weiden erheblich. Hier besteht ein großer Unterschied zu den Schafen. Dieser Unterschied muss bei der nachhaltigen Parasitenbekämpfung beachtet werden.
Bei Mutterziegen ohne Winterentwurmung gegen inhibierte Stadien steigt rund um den Geburtstermin die Ausscheidung von MDS-Eiern stark an. Das Phänomen nennt man "Peri Parturient Rise". Diese MDS-Eier haben, neben den auf der Weide überwinternden Larven, einen maßgeblichen Anteil an der Erst-Infektion der Kitze beim Weidegang.

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