Entscheidungsbaum "Erstsömmrige Jungrinder"
Frage A
Gehen Kälber oder Jungrinder in ihrer ersten Weidesaison nach draußen und fressen das dort gewachsene Gras? Also Grünauslauf oder Weidegang sind gleich zu bewerten.
Frage B
Haben die Jungrinder in ihrer ersten Weidesaison länger als 2 Monate Weidegang?
Frage C
Bleiben die Jungrinder in ihrer ersten Weidesaison auf einer Weide (Standweide) oder wechseln sie regelmäßig zwischen wenigen Weiden, auf die sie stets wieder zurückkommen, ohne dass diese zwischendurch gemäht werden?
Frage D
Bei Austrieb: Grasen die Jungrinder in ihrer ersten Weidesaison auf Flächen, die früher in diesem Jahr bereits beweidet wurden von Rindern, die Wurmeier ausgeschieden haben?
Frage E
Bei Austrieb: Grasen die Jungrinder in ihrer ersten Weidesaison auf Flächen, die früher in diesem Jahr bereits beweidet wurden von Rindern, die Wurmeier ausgeschieden haben?
Frage F
Findet der Austrieb auf eine vorher gemähte Fläche statt?
Frage G
Findet der Austrieb vor dem 1. Juni statt?
Frage H
Findet der Austrieb vor dem 1. Juni statt?
Frage I
Nach dem 1. Juli: Werden die Jungrinder in ihrer ersten Weidesaison stets in Intervallen, die kürzer als 4 Wochen dauern,
auf neues, möglichst gemähtes Weideland umgeweidet, das früher in diesem Jahr noch NICHT von
Rindern, die Wurmeier ausgeschieden haben, beweidet wurde?
Bemerkung: Wie vor dem 1. Juli geweidet wurde, hat keinen Einfluss.
Frage J
Nach dem 1. Juli: Werden die Jungrinder in ihrer ersten Weidesaison nur einmal umgeweidet auf gemähtes Weideland, das
vorher noch nicht von Rindern, die Wurmeier ausgeschieden haben, beweidet wurde und bleiben dann
dort?
Oder:
Nach dem 1. Juli: Wechseln die Jungrinder in ihrer ersten Weidesaison in Intervallen, die länger als 4 Wochen dauern, hin
und her zwischen Weiden, die vorher nicht von Rindern, die Wurmeier ausgeschieden
haben, beweidet wurden?
Bemerkung: Wie vor dem 1. Juli geweidet wurde, hat keinen Einfluss.
Frage K
Nach dem 1. Juli: Habendie Jungrinder in ihrer ersten Weidesaison Weidegang auf Flächen, die vorher von Rindern, die
Wurmeier ausgeschieden haben, beweidet wurden?
Bemerkung: Wie vor dem 1. Juli geweidet wurde, hat keinen Einfluss.
Empfehlung 1
Reine Stallhaltung. Es wird keine Probleme mit einer parasitären Gastroenteritis (PGE) geben. Weil die Tiere ständig im Stall sind, werden sie allerdings keine Immunität gegen Magen-Darm-Würmer (MDS) entwickeln. Kommen die Tiere im zweiten Lebensjahr oder später auf die Weide, können sie dann an PGE erkranken. Man sollte diese Tiere dann sicherheitshalber wie erstsömmrige Jungrinder betrachten und den Entscheidungsbaum anwenden oder zumindest ein regelmäßiges Monitoring durchführen.
Empfehlung 2
Waren vorher Jungtiere auf der Weide => ist die Gefahr einer PGE ab 1. Juli groß! Wenn die Jungtiere auf eine stark kontaminierte Weide kommen, werden sie ca. 3 Wochen nach Austrieb damit beginnen, sehr viele MDS-Eier auszuscheiden. Daraus entwickeln sich ca. 4 Wochen nach Austrieb (aber nicht vor dem 1. Juli) infektiöse Larven. Damit die Jungtiere sich nicht zusätzlich auch noch mit diesen Larven anstecken, was die große Gefahr einer PGE mit sich bringt, sollte 3 Wochen nach Austrieb einmalig mit KA (oder LA) entwurmt werden. Bei sehr stark kontaminierten Flächen, können die Kälber bereits 3 Wochen nach Austrieb schwer an einer PGE erkranken - auch deshalb ist die Entwurmung 3 Wochen nach Austrieb ratsam, um die Sicherheit der Tiere nicht zu gefährden. Bei bekanntermaßen gering kontaminierter Weide kann, anstatt sofort zu behandeln, ein Monitoring durchgeführt werden (3-4 Wochen nach Austrieb). Ist dann die EPG > 100, sofort behandeln mit KA (oder LA). Sollte die EPG ≤ 100 sein, muss nicht behandelt werden, sondern ein regelmäßiges Monitoring alle 3 Wochen durchgeführt werden. Bei EPG > 100 behandeln. Lungenwurm: Wenn die Jungtiere beginnen zu husten, muss entwurmt werden.
Empfehlung 3
Keine Behandlung erforderlich. Lungenwurm: Wenn die Jungtiere beginnen zu husten, muss entwurmt werden. Zur Sicherheit: Kotuntersuchung ca. 3 Wochen vor Aufstallung: Wenn MDS-Eier (egal wie viele) gefunden werden, sollte nach Rat des Tierarztes ggf. gegen inhibierte Stadien behandelt werden.
Empfehlung 4
Dieses Weidesystem bietet für die Jungtiere die ungünstigsten Voraussetzungen (kontaminierte Standweide). Wenn die Jungtiere auf eine stark kontaminierte Weide kommen, werden sie ca. 3 Wochen nach Austrieb damit beginnen, viele MDS-Eier auszuscheiden und ev. an einer PGE erkranken. Ca. 4 Wochen nach Austrieb (aber nicht vor dem 1.Juli) entwickeln sich aus den vielen MDS-Eiern neue infektiöse Larven. Diese Belastung für die Tiere muss verringert werden. Man behandelt deshalb bei Austrieb bzw. innerhalb der ersten 2 Wochen danach (aber nicht vor dem 1.Juli) mit einem LA und verhindert so den Anstieg der Kontamination der Weide. Wiederholungsbehandlungen sind wahrscheinlich Mitte/Ende August (am besten nach einem Monitoring s.u.) und Ende September angezeigt. Für dieses Weidesystem sind die Boli entwickelt worden. Wenn bekannt ist, dass die Weide nur gering kontaminiert ist, muss ein Monitoring 3 - 4 Wochen nach Austrieb durchgeführt werden. Ist die EPG > 100, behandeln mit KA oder LA; ansonsten Monitoring wiederholen (alle 2 - 3 Wochen). Lungenwurm: Wenn die Jungtiere beginnen zu husten, muss entwurmt werden. Sind die Jungtiere den ganzen Sommer über behandelt worden und nur geringgradig verwurmt gewesen, sind gegen Lungenwürmer keine zusätzlichen Maßnahmen notwendig. Die letzte Entwurmung 4 Wochen vor dem Aufstallen wird ggf. den Behandlungsrhythmus abschließen.
Empfehlung 5
Die Kälber und Jungrinder werden VOR dem 1. Juni auf eine gering kontaminierte, gemähte Weide ausgetrieben und bleiben auf dieser Standweide oder wechseln zwischen wenigen Weiden, auf die sie immer wieder zurückkehren, ohne dass diese zwischendurch gemäht werden. Ein Monitoring muss kurz vor dem 1. August durchgeführt werden. Ist die EPG > 100: Behandlung mit einem LA um den 1. August herum. Wiederholen Sie dann diese Behandlung nach 6-8 Wochen, je nach Wirkdauer des Präparates. Ist die EPG ≤ 100 wird eine Behandlung zunächst nicht notwendig, allerdings muss das Monitoring alle 4 Wochen wiederholt werden. Ist ein regelmäßiges Monitoring nicht möglich, sollte sicherheitshalber wie oben beschrieben behandelt werden. Ist die EPG das ganze Jahr über niedrig gewesen, kann auf eine Aufstallungsbehandlung zur Vermeidung einer Winterostertagiose vermutlich verzichtet werden, bitte fragen Sie Ihren Tierarzt. Lungenwurm: Wenn die Jungtiere beginnen zu husten, muss entwurmt werden.
Empfehlung 6
Die Kälber und Jungrinder werden NACH dem 1. Juni auf eine gering kontaminierte, gemähte Weide ausgetrieben und bleiben auf dieser Standweide oder wechseln zwischen wenigen Weiden, auf die sie immer wieder zurückkehren, ohne dass diese zwischendurch gemäht werden. Ein Monitoring findet ca. 8 Wochen nach Austrieb statt. Ist die EPG > 100 Behandlung mit einem LA und erneutes Monitoring 6 - 8 Wochen nach Behandlung. Ist die EPG ≤ 100 wird eine Behandlung zunächst nicht notwendig, allerdings sollte das Monitoring alle 4 Wochen wiederholt werden. Ist ein regelmäßiges Monitoring nicht möglich, sollte sicherheitshalber wie oben beschrieben behandelt werden. Ist die EPG das ganze Jahr über niedrig gewesen, kann auf eine Aufstallungsbehandlung zur Vermeidung einer Winterostertagiose vermutlich verzichtet werden, bitte fragen Sie Ihren Tierarzt. Lungenwurm: Wenn die Jungtiere beginnen zu husten, muss entwurmt werden.
Empfehlung 7
Die Kälber und Jungrinder werden VOR dem 1. Juni auf eine gering kontaminierte, aber NICHT gemähte Weide ausgetrieben und bleiben auf dieser Standweide oder wechseln zwischen wenigen Weiden, auf die sie immer wieder zurückkehren, ohne dass diese zwischendurch gemäht werden. Nachdem die Präpatenz zweimal abgelaufen ist, wird die EPG erheblich ansteigen. Ein Monitoring sollte also 6 Wochen nach Austrieb durchgeführt werden. Ist die EPG > 100 oder ist ein Monitoring nicht möglich: Behandlung 2 Monate nach Austrieb mit einem LA. Wiederholen Sie dann die Behandlung nach 6-8 Wochen, je nach Wirkdauer des Präparates, ggf. bis zu 4 Wochen vor dem Aufstallen. Ist die EPG ≤ 100 wird eine Behandlung zunächst nicht notwendig sein, allerdings muss das Monitoring zuverlässig alle 3 Wochen wiederholt werden. Ist ein regelmäßiges Monitoring nicht möglich, sollte sicherheitshalber wie oben beschrieben behandelt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, ein langwirksames System zu verwenden, z.B. einen Bolus einzugeben oder eine Behandlung mit LA direkt nach Austrieb und Wiederholung 6-10 Wochen später. Die Wirkdauer der Präparate muss nur bis 4 Wochen vor dem Weidesaisonende ausreichen, weil in diesem Weidesystem die Kontamination der Weide in den letzten Wochen der Saison gering ist. Lungenwurm: Es sind dann keine zusätzlichen Maßnahmen notwendig. Auf einem Ökobetrieb sollte auf jeden Fall vor Behandlung eine Kotprobe untersucht werden. Die Tiere durchgehend unter Medikamenten zu halten, entspricht nicht dem Sinn der Regelungen zum Ökolandbau.
Empfehlung 8
Die Kälber und Jungrinder werden NACH dem 1. Juni auf eine gering kontaminierte, aber NICHT gemähte Weide ausgetrieben und bleiben auf dieser Standweide oder wechseln zwischen wenigen Weiden, auf die sie immer wieder zurückkehren, ohne dass diese zwischendurch gemäht werden. Behandelt man 3 Wochen nach Austrieb mit einem KA, wird die beginnende Eiausscheidung sofort unterbunden und für die restliche Weidesaison reicht vermutlich das Monitoring alle 3-4 Wochen aus. Ist die EPG ≤ 100 wird eine Behandlung nicht notwendig sein, allerdings muss auf Lungenwürmer geachtet werden. Beginnen die Jungrinder zu husten, muss behandelt werden.
Empfehlung 9
Keine Behandlung erforderlich. Lungenwürmer: Wenn die Jungtiere beginnen zu husten, muss entwurmt werden.
Empfehlung 10
Kälber und Jungrinder werden einmal im Juli auf eine frisch gemähte Fläche, auf der noch keine Eiausscheider waren, umgetrieben. Monitoring beim Weidewechsel im Juli. Eventuell Monitoring 6 - 8 Wochen nach Weidewechsel. Behandlung mit LA oder KA wenn EPG > 100. Ohne Monitoring sollte zur Sicherheit der Tiere beim Weidewechsel im Juli mit KA behandelt werden. Lungenwürmer: Wenn die Jungtiere beginnen zu husten, muss entwurmt werden. Auf einem Ökobetrieb sollte auf jeden Fall vor Behandlung eine Kotprobe untersucht werden.
Empfehlung 11
Es wird nur zwischen kontaminierten Weiden gewechselt, infolgedessen ist die Belastung durch Parasiten hoch. Behandlung mit LA beim Wechsel im Juli auf die kontaminierte Fläche oder 3 Wochen danach. Bleiben die Jungtiere nach der Behandlung länger als 6 Wochen auf derselben Fläche ist die Entwurmung zu wiederholen je nach Wirkdauer des Präparates. Andernfalls ist das Monitoring alle 4 Wochen durchzuführen. Immer wenn EPG > 100 ist, sollte behandelt werden mit KA oder LA. Am Ende der Weidesaison fragen Sie bitte Ihren Tierarzt, ob eine Aufstallungsbehandlung sinnvoll wäre. Lungenwürmer: Wenn die Jungtiere beginnen zu husten, muss entwurmt werden. Auf einem Ökobetrieb sollte auf jeden Fall vor Behandlung eine Kotprobe untersucht werden.