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Magen-Darm-Strongyliden

Erstsömmrige Jungrinder (die allein ausgetrieben werden) und Kälber aus Mutter- bzw. Ammenkuhhaltung (die zusammen mit den Kühen ausgetrieben werden) besitzen bezüglich der Rundwürmer ein unterschiedliches Erkrankungsrisiko. Deshalb ist für die Mutterkuhhaltung ein eigener Entscheidungsbaum erstellt worden.
Die Gefahr einer zu starken Infektion mit Magen-Darm-Strongyliden (MDS) für Kälber und Jungtiere, ist in der Mutterkuhhaltung wesentlich geringer als in der Milchviehhaltung. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass nur bei ungefähr der Hälfte der Kälber MDS-Eier im Kot nachgewiesen werden konnten.
Die Ursachen für das geringere Infektionsrisiko sind vielfältig: Zum einen ist die Weidebesatzdichte in der Mutterkuhhaltung meist wesentlich geringer als in der konventionellen Weidehaltung. Zum anderen führt die partielle, bei den im Frühjahr geborenen Kälbern anfangs sogar fast ausschließliche Milchaufnahme dazu, dass weniger Gras und damit weniger Parasitenlarven aufgenommen werden. Zusätzlich wird durch den "Staubsaugereffekt" der Mutterkühe, die einen großen Teil der Larven auf der Weide aufnehmen, der Infektionsdruck der Weide vermindert. Die Kühe scheiden zwar MDS-Eier aus, aber bedingt durch ihre Immunität nur in geringer Zahl. Infolgedessen sind auf unbelasteten Weiden mit einer geringen Besatzdichte parasitäre Erkrankungen bei Kälbern in Mutterkuhhaltung selten. Dabei kommt es über einen längeren Zeitraum zu einem moderaten Parasit-Wirt-Kontakt, sodass die Kälber im ersten Weidejahr ihre Immunität gegen MDS entwickeln können.
Wenn eine hohe Weidebesatzdichte vorliegt, kann die EPG auch bei diesem Haltungsverfahren in kürzester Zeit ansteigen und die Weide kontaminieren. Es bleibt häufig nur eine Behandlung mit Anthelminthika.
Für eine wirksame Prävention gegen parasitäre Gastroenteritiden ist in der Mutterkuhhaltung also eine geringe Besatzdichte auf der Weide ausschlaggebend. Zusätzlich ist das Verlegen der Geburten der Kälber vorzugsweise in das Frühjahr eine geeignete Maßnahme. In ihrer gesamten ersten Weidesaison verhindert dann der gemeinsame Weidegang mit den Müttern einen hohen Infektionsdruck. Idealerweise stehen Weiden zur Verfügung, auf denen im Vorjahr keine Rinder grasten. Der Infektionsdruck kann auch durch einen monatlichen Weidewechsel auf eine jeweils unbelastete oder gemähte Weide gesenkt werden. Bei Verdacht auf Verwurmungen (also wenn ein schlechter Gesundheitszustand der Kälber, Durchfall, schlechtes Fellkleid oder Abmagerung auffallen) sollte ein Monitoring der Eiausscheidung im Kot der Kälber erfolgen. Ist die EPG > 100, sollte eine Behandlung mit einem Kurzzeitanthelminthikum (KA) oder einem Langzeitanthelminthikum (LA) erfolgen. Das Monitoring ist nach einigen Wochen, abhängig vom Anthelminthikum zu wiederholen. Anschließend sollte nach weiteren 8 Wochen nochmals eine Kotsammelprobe auf EPG untersucht werden und je nach Ergebnis verfahren werden. Sind die Kälber bereits entwöhnt und kommen ohne Mütter erstmals auf eine Weide, sind sie wie die Jungtiere im "Entscheidungsbaum für erstsömmrige Jungrinder" zu betrachten und zu behandeln.

Im Verdauungstrakt der Rinder werden verschiedene Arten von Würmern gefunden. Der Lebenszyklus und die Epidemiologie der meisten Magen-Darm-Strongyliden (MDS) sind sehr ähnlich. Probleme, die von diesen Würmern verursacht werden, sind in erster Linien Magen-Darm-Erkrankungen (parasitäre Gastroenteritis, abgekürzt: PGE) und deren negative Auswirkungen auf das Gedeihen der Tiere. Durch Leistungseinbußen entstehen besonders in der Aufzuchtphase erhebliche wirtschaftliche Verluste.

Eine gezielte Bekämpfung der MDS unter Berücksichtigung der Entwicklungszyklen der Würmer hilft dabei, Entwurmungsmittel einzusparen und damit die Resistenzentwicklung der MDS gegen Entwurmungsmittel zu verzögern und lässt trotzdem eine Immunitätsentwicklung bei den Jungrindern zu. Ostertagia ostertagi und Cooperia oncophora sind die wirtschaftlich wichtigsten Arten.

Lokalisation

Art

Pathogenität und wirtschaftliche Bedeutung

Labmagen

Ostertagia ostertagi („Brauner Magenwurm“)

+++++

 

Haemonchus spp. („Gedrehter oder Roter Magenwurm“)

(+)

 

Trichostrongylus spp. („Kleiner Magenwurm“)

+

Dünndarm

Cooperia oncophora

+++

 

Nematodirus spp.

(+)

 

Bunostomum phlebotomum

-

 

Strongyloides papillosus

-

Dickdarm

Trichuris spp.

-

 

Oesophagostomum radiatum

-

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