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Entscheidungsbaum Mutterkuhhaltung

Stand 2017

Beachten Sie die aktuellen Hinweise (2025)*

 


Hinweise zum Entscheidungsbaum

Der Entscheidungsbaum ist ein Werkzeug zur Weideplanung, um die Bekämpfung von Wurm-Erkrankungen bei Jungrindern in ihrer ersten Weideperiode effektiv und nachhaltig zu gestalten und den Einsatz von Entwurmungsmitteln zu reduzieren. Die Ausbildung einer körpereigenen Abwehrbereitschaft (Immunität) gegen Magen-Darm-Würmer (MDW) soll dabei für die Jungtiere möglich sein. Bei ausreichender Immunität muss beim zweitsömmrigen und erwachsenen Rind der MDW-Infektion nur noch wenig Beachtung geschenkt werden. Aus diesem Grund wurde der Entscheidungsbaum in erster Linie für die Behandlung von Kälbern und Jungrindern in ihrer ersten Weideperiode = „erstsömmrige Jungrinder“ entwickelt. Der Entscheidungsbaum kann Ihnen helfen:

  • den Einsatz von Entwurmungsmittel mit dem Weidemanagement optimal abzustimmen.
  • die Parasitenbehandlung während der Weidezeit zu modifizieren, wenn sich Ihr Weideplan ändert.
  • Ihre Weideführung derartig zu verändern, dass der Gebrauch von Entwurmungsmittel reduziert werden kann. Es wird dann nur behandelt werden, wenn es wirklich nötig ist. Dies ist für die geforderte Reduzierung des Medikamenteneinsatzes in der nachhaltigen Landwirtschaft wichtig. Der Entstehung von resistenten Würmern wird vorgebeugt und unnötige Belastung der Umwelt durch Medikamente wird vermieden. Wegen der moderaten Behandlung, können die Jungrinder eine Immunität gegen MDS entwickeln.

Die Empfehlungen des Entscheidungsbaumes helfen dabei, durch Würmer hervorgerufene Krankheiten, wie z.B. die parasitäre Gastroenteritis (PGE), zu verhindern.

Die Entscheidungshilfe bezieht sich auf Magen-Darm-Würmer. Andere Parasiten, wie Leberegel, Lungenwürmer, Kokzidien und Bandwürmer werden nicht mit berücksichtigt

Die Ergebnisse einer gezielten Kotuntersuchung auf Wurmeier, das Monitoring, unterstützen den Landwirt bei der Entscheidung ob eine Behandlung aktuell angebracht ist oder lieber verschoben bzw. gänzlich vermieden werden kann. Ein Monitoring kann Einsicht in das tatsächlich vorhandene Risiko eines Parasitenbefalls geben (siehe dazu die Informationen unter "Monitoring"). Der Entscheidungsbaum nennt Ihnen die Zeitpunkte an denen ein Monitoring erforderlich ist. Unnötige Behandlungen fallen somit weg. Am Ende der Weidesaison ist, bei bestimmungsgemäßen Gebrauch des Entscheidungsbaumes, eine Aufstallungsbehandlung oft nicht notwendig.

Der Entscheidungsbaum für erstsömmrige Jungrinder ist in erster Linie für Rinderhaltungen mit intensiver Weidenutzung gedacht. Halter, die ihre Kälber oder Jungrinder in weitläufigen Landschaftsschutzgebieten oder ähnlich extensiv halten, sollten berücksichtigen, dass das Risiko von PGE und MDW-bedingten Wachstumseinbußen geringer ist. Daher ist der Einsatz von Entwurmungsmittel oft nicht erforderlich. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine 12-monatige Weideruhe eingehalten werden kann. Die Bekämpfung der Lungenwürmer ist im Entscheidungsbaum nicht integriert. Auf Rat des Tierarztes muss eventuell trotzdem wegen der Lungenwürmer behandelt werden. 

Über die Fragen zu Ihrer Jungviehhaltung und Ihrem Weidemanagement und den Ja/Nein Antworten werden Sie zu den entsprechenden Empfehlungen geführt. Die Empfehlungen berücksichtigen in erster Linie Maßnahmen gegen parasitär bedingte Gastroenteritis (PGE) und Wachstumseinbußen bei den Jungrindern.

Das Prinzip des Entscheidungsbaumes ist:

  • Legen Sie Ihren Weideplan fest und navigieren Sie dementsprechend durch den Entscheidungsbaum.
  • Je nachdem wie Sie Ihre Weiden nutzen, erhalten Sie Empfehlungen zur Parasitenbekämpfung. Gegebenenfalls müssen Sie Kotuntersuchungen durchführen lassen. Dies wird Ihnen im Entscheidungsbaum an der entsprechenden Stelle mitgeteilt.
  • Wenn Sie Ihren Weideplan ändern, könnten Sie evtl. Entwurmungen einsparen.

Mit dem Anklicken können Sie durch den Baum bis zu den Empfehlungen navigieren. Im Navigationsschema können Sie den gewählten Pfad verfolgen. Wird eine Frage mit JA beantwortet erscheint die Verbindungslinie grün. Ist die Frage mit Nein beantwortet, wird die Linie rot.

Innerhalb des Baumes können Sie jederzeit schrittweise oder direkt zu einer Frage vor- und zurück navigieren. Auf diese Art können sie ausprobieren, welche Weidemaßnahmen zu einer geringeren Behandlungshäufigkeit führen.

Generelles

An dieser Stelle finden Sie Antworten auf Fragen, die bei der praktischen Anwendung auftreten können. Sie sind als Ergänzung zu den Inhalten des Entscheidungsbaumes zu verstehen.  Es kann sein, dass im Entscheidungsbaum Ihre Betriebsbedingungen nicht abgebildet werden. Bitte wenden Sie sich an Ihren Tierarzt oder Ihre Tierärztin. 

Biobetriebe

siehe ► Hinweise für Ökobetriebe

Kotprobenuntersuchung

Wo kann ich die Kotproben untersuchen lassen?

Die Untersuchung von Kotproben auf die Anzahl an Wurmeiern per Gramm Kot (EPG) in einer Tiergruppe wird im Entscheidungsbaum Monitoring genannt. Sie kann in z.B. Tierarztpraxen, Laboren der veterinärmedizinischen Ausbildungsstätten und staatlichen Untersuchungsämtern durchgeführt werden.

Viele Untersuchungslabore in Deutschland führen nur ein semiquantitatives Verfahren durch. Die Ergebnisse lauten dann z.B. gering-, mittel- oder hochgradig. Die "Eizahl pro Gramm Kot" (EPG) wird nicht angegeben. Bitten Sie in diesem Fall das Labor Ihnen mitzuteilen, welcher Befund einer EPG von 100 entspricht.

Es ist auch möglich, die Untersuchungen selbst durchzuführen. Dafür ist allerdings eine technische Mindestausstattung (Mikroskop, spezielle Zählkammer) nötig.

Wie soll eine Kotprobe genommen werden?

Bei einem Einzeltier sollte mindestens eine Ei-große Menge direkt aus dem Enddarm entnommen werden. Für das Herdenmonitoring  wird eine schmutzfreie Sammelprobe aus möglichst frisch abgesetztem Kot (ca. 1 Esslöffel pro Tier) zufällig ausgewählter Tiere kombiniert und gut vermischt. Die Anzahl der Testtiere hängt von der Herdengröße ab: z.B. bei einer Herde von 30 Jungrindern und vermutlich 100%-iger Infektionsrate sollte die Sammelprobe von 10 Tieren stammen. (Siehe Kotproben nehmen)

Was muss ich beim Versand beachten?

Die Proben sollten möglichst luftdicht und ausreichend stabil verpackt sein. Entweder in dicken Plastikhandschuhen mit Umkarton oder in unzerbrechlichen, festschließenden Plastikgefäßen. Sie sollten wasserfest beschriftet sein. Getrennt von den Proben sollte das Anschreiben mit den erforderlichen Angaben und Untersuchungswunsch mitgeschickt werden, damit es nicht verschmutzt (Siehe Kotproben nehmen).

Die Proben müssen schnellstmöglich untersucht werden, deshalb sollten sie werktags am Vormittag im Labor ankommen. Gekühlter Versand kann hilfreich sein. Aber NICHT einfrieren!

Räudebehandlung und Insektenbekämpfung

Hierfür sind zum einen Pyrethroid-haltige Medikamente auf dem Markt, die keinen Einfluss auf die Magen-Darm-Würmer haben, aber stark giftig für die Umwelt sein können.

Andererseits werden zur Bekämpfung der Räude solche Mittel verwendet, die auch die MDW beeinflussen. Präparate (Makrozyklische Laktone, ebenfalls sehr umwelttoxisch) mit den Wirkstoffen Ivermectin, Doramectin, Eprinomectin und Moxidectin bewirken zusätzlich das Absterben der MDW-Stadien. Ist eine Räudebehandlung mit der o.a. Wirkstoffen geplant, sollten Sie versuchen, den Zeitpunkt dieser Behandlung mit den Maßnahmen zur MDW-Kontrolle zu koordinieren, um unnötige Medikamentengaben zu vermeiden. 

Hinweise zur Minimierung von Umweltrisiken 

Magen-Darm-Strongyliden bei Kühen

Welche Auswirkungen haben Magen - Darm - Würmer auf die Milchproduktion?

Alle Kühe mit Weidegang beherbergen Magen-Darm-Würmer (MDW). Sie haben aber meist eine ausreichende Immunität erreicht, so dass sie nicht klinisch erkranken. Trotzdem lässt sich nachweisen, dass der Milchertrag zurückgeht. Schätzungsweise sind durchschnittliche Einbußen von 100 – 200 kg Milch pro Kuh und Laktation sind gemessen worden. Nicht alle Betriebe sind gleichermaßen betroffen. Dies kann bedeuten, dass auf einigen Betrieben die Verluste auch wesentlich höher ausfallen können.

Es ist nicht einfach diese Betriebe zu identifizieren. Neuerdings kann man durch Untersuchungen der Tankmilch herauszufinden, ob ein Befall mit MDS vorlegen hat.

Allgemein kann nicht empfohlen werden im Verdachtsfall die Kühe blind gegen MDS zu behandeln. Eventuelle Anhaltspunkte für einen Befall sollten gemeinsam mit dem Hoftierarzt abgeklärt werden. Eventuell konnten die Kühe als Jungtiere keine ausreichende Immunität entwickeln oder einzelne Tiere sind besonders anfällig oder es haben sich resistente Stämme der MDS im Bestand entwickelt. In solchen Fällen könnte das Parasitenmanagement für die weibliche Nachzucht u.a. auch mithilfe des Entscheidungsbaumes überprüft und optimiert werden.

Der Entscheidungsbaum bezieht sich auf Magen-Darm-Würmer, insbes. Ostertagia .  

Andere Parasiten wie Leberegel, Lungenwürmer, Kokzidien und Bandwürmer werden hier nicht mit berücksichtigt. 

Eine Haftung ist ausgeschlossen. Eine tierärztliche Beratung ist grundsätzlich notwendig. 

*Aktuelle Hinweise (2025)

ACHTUNG: Aufgrund der auch bei Rinderparasiten zunehmenden Resistenzen sind die allgemeinen Hinweise zu Vorbeugung, Therapie und Resistenzen unbedingt zu beachten.

Klinik, Weidemanagement und Eizahl sind in die Behandlungsentscheidung einzubeziehen. Es konnte gezeigt werden, dass Jungrindgruppen mit >200 EpG zwei Monate nach Weideauftrieb von einer Behandlung profitieren (Charlier et al. 2022) .

Nur bei Behandlungsnotwendigkeit entwurmen. Möglichst mind. 20% der Gruppe unbehandelt lassen (bei bestehendem Resistenzverdacht mind. 30%).

Insbesondere keine Gruppenbehandlung, wenn die Tiere zeitgleich auf eine neue, wenig kontaminierte Weide kommen.

Eine aktualisierte Version der Entscheidungshilfe Mutterkuhhaltung ist in Arbeit.

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